Monday 5 May 2014

Next Stop Ancona - oder doch nicht

Es war ja auch nicht wirklich geplant, ein Etappenziel halt.
Wir sind in Rimini, liegen an der Mole (und sparen damit die Marinakosten, da sind wir uns einig). Jürgen probiert sich an der Gitarre, "L' Italiano" spielt er. Zwei Katzen stehen am Pier und miauen die Italiener kichern. Ein hoch auf den Erfinder des Oropax.
Nein, so schlimm ist es nicht, wir grölen gemeinsam nach einer überstandenen Nachtfahrt österreichische Lieder a'la Ambros oder "Sailing in the wind".

Gestern um 11:50 gings wirklich los, kein umdrehen mehr, kein Job der wartet, nein, wir segeln los. Die Abschiedsszene war filmreif. Myriam und Hans stehen am Steg mit wehendem Taschentuch und wir fahren vorbei. Das Winken hat mindestens eine halbe Stunde gedauert. Beim öffnen des Prosecco für Neptun hatten wir schon Muskelkater. Hier die Winkenden:

Und hier das Opfer an Poseidon, den besten, den wir hatten, leider hat Jürgen sein Glas bei einem unachtsamen Mannöver verschüttet, naja, ich hab ihm meine Hälfte spendiert.
Und dann? Dann gings richtig los, Kurs 180, nein doch nicht, der Wind lässt es nicht zu, Kurs Venedig, dort wollten wir eigentlich nicht hin.
Der Wind war toll, die neuen Segel bescherten uns tolle Geschwindigkeiten, nur leider in die falsche Richtung. Nach Ancona sind es zirka 130 Seemeilen. Gefahren sind wir 190 und liegen in Rimini, 40 Meilen vor Ancona. Egal, es war spannend. Um 21 Uhr übernahm Jürgen die erste Nachtwache.
Ich legte mich in meine Koje, schlafen konnte ich nicht. Meine Schicht begann um 2 Uhr, bis dahin habe ich kein Auge zugetan. Achja, das Chilli von Jürgen am Abend, gekocht auf hoher See muss noch erwähnt werden, das war wirklich lecker.
Also, 2 Uhr Wachübergabe irgendwo vor Venedig, guter Wind, der langsam weniger wird. Jürgen ist ziemlich geschafft und haut sich in die Koje. Vorher übergibt er mir noch die ganze Notfallausrüstung, falls Mann über Bord geht.
Doch dann schläft der Wind ein. Nichts, nada, gar nix. Ich muss die Genua bergen, da sie wegen der Welle stark schlägt. Kreuzfahrtschiffe, die auf die Einfahrt nach Venedig warten müssen beobachtet werden. Eine Stunde später kommt der Wind und diesmal aus der richtigen Richtung, los geht's. Ich segle in den Sonnenaufgang, um halb fünf dämmert es um sechs Uhr zeigt sich der Gluatmugl zum Ersten Mal. Sehr schön.
Dann auf einmal liegen zirka 20 Fischerboote vor mir. Aber nicht die kleinen mit Ruder, sondern die ganz großen, da wo zwei zusammen ein Schleppnetz ziehen, das ein paar Kilometer lang sein kann. Wo kann man da vorbeifahren?
Um 1/2 8 erhebt sich Jürgi, (liebe My, darf ich ihn auch so nennen, ich hab' mich schon dran gewöhnt) aus seinem Schönheitsschlaf, naja, so zerdrückt wie er ausschaut war's kein solcher.
Dafür bin ich fix und fertig. Wachübergabe, gemeinsames Müslifrühstück und ab in die Koje. Zwei Stunden schlaf tun ihr übriges. Gut erholt wache ich auf. Das Schiff läuft gut und in die richtige Richtung. Jetzt holt Jürgen seinen Schlaf nach,
Zu Mittag gibt's lecker Salat - ich glaubs nicht, es schmeckt uns.
Mittlerweile wissen wir, dass wir Ancona nicht erreichen werden und suchen uns eine Alternative. Rimini, warum nicht. Nach vielen Bohrtürmen schönen Segelstunden und einer Schlussflaute erreichen wir Rimini. Wir legen an der Fischermole an und sparen die Marinakosten - ich erwähnte bereits die Seelenverwandschaft. Trotzdem werden wir von einem Uniformierten gestampert und müssen uns ein paar hundert Meter weiter verholen. Auch gratis, alles gut. Jürgen hat herrvoragendes Geschnezeltes komponiert. Lecker! Jetzt ist es 1/2 10 und wir sind bettschwer. Morgen werden wir früh auf und dann weiter.
Achja, der Positionsblog ist nicht live. Den muss ich händisch schreiben, mach ich dann gleich.
Alle die uns was wünschen wollen, können uns:
Mast und Schotbruch oder
Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
wünschen.
Alles Liebe an die Familien! Und an mein Schatzi! Jürgen wünscht seiner selbiges,