Monday 9 June 2014

Touristentag

Am Morgen waren sie immer noch da, unsere Nachbarn, die Russen. Kein Muh, kein Mäh, kein guten Morgen, na dann nicht. Sehr unüblich unter Seglern. Normalerweise gibt es immer ein paar freundliche Sätze, ein Gruß, wohin geht’s?, woher kommt ihr, habt ihr einen Tipp?

Später wurden wir dann noch von der zweiten Großmacht eingekreist. Links Russland, rechts USA und klein Österreich dazwischen. Wir haben den Amis aber nichts davon gesagt, dass hier der Feind liegt. Die hätten fast ihren Anker über unseren geschmissen, aber nur fast. Beim abtauchen habe ich dann festgestellt, dass Russland den längsten hat. Vor Österreich und abgeschlagen USA. Anker natürlich.

Nach morgendlichem Sportprogramm, bei dem Jürgen unseren Wirten des Vertrauens entdeckte,( Er schaut immer ob etwas vom tripadviser ausgezeichnet ist. Der hat 4,5 von 5 möglichen Punkten. Da gehen wir hin.) genossen wir Hafenkino. Anlegemanöver von ungeübten, dazu die Ratschläge von den Besserwissern am Steg. Ein alter Mann spleisst hingebungsvoll ein Auge in ein Tau für sein Dingi. Er hat eine Glitzerkappe auf, eine nicht angezündete Zigarre im Mund und so sitzt er am Steg und arbeitet mit seinem Marlspieker.

Hunger treibt uns zum Pitastand. Schnell bestellt ohne zu schauen. Oje, wir sind die ersten Kunden heute. Der Spiess dreht sich zwar, aber er ist noch kalt, das Öl für die Pommes auch, deshalb ab in die Mikro mit den Pommes. Es dauert auch recht lange bis alles warm ist. Die Wirtin unterhält uns derweil mit ihrem Gesang. Der ist inkludiert in den zwei Euro.
Dann findet Jürgen endlich eine Chandlery bei der es eine lang gesuchte Nietenzange gibt. Hier ist sie:
Wir schlendern durch die Stadt, skypen, bloggen und Jürgen geht noch zur Port Police, das steht auch auf dem Gebäude drauf. „Port Police“. Wir finden es nicht sofort und fragen eine Dame. „Port Police? Where?“ Sie schaut uns an wie Marsmännchen. Wir sind keine 20 Meter entfernt, sie hat keine Ahnung wovon wir reden. Wir ziehen ohne Auskunft von dannen.

Den Hafenkapitän überlasse ich Jürgen. Ein kleines stickiges Büro lädt nicht zum Verweilen. Sehr amüsiert kommt Jürgen zurück. Er erklärt mir die komplizierte Formel zur Berechnung der Hafengebühr. 9,18 Euro kommt dann raus. Das muss muss mit der Anzahl der Tage multipliziert werden. „How long you stay?“ J: „Only one day“. „Ok“ sagt der Capitano und tippt in seinen Taschenrechner: 1 mal 9,18 ein. Das Ergebnis: 9,18.


Natürlich renne (oder gehe sehr schnell) ich jedes Mal zur Mole, wenn eine Fähre kommt. Das ist immer ein Spektakel. Es gibt grosse Fähren mit kleinen Autos drauf. Kleine Fähren mit großen Autos, schnelle Fähren ohne Autos, für jeden Geschmack etwas dabei.

So vergeht der Tag rasch und wir machen uns auf zu unserem Wirten. Volltreffer. Nur lokale Küche, die Kellnerin empfiehlt uns die frischesten Sachen. Rote Rüben und gebackenen Käse als Vorspeise, dann einen Schweineintopf Kleftiko und für mich gab‘s auch ein Schwein mit Ebli. Das war vielleicht lecker. Hauswein in weiß gehalten dazu und Blick aufs Meer. Was will man mehr?
Hier noch ein Rezept. Davon gibt es einige. Kostenlos als Postkarte im Lokal. Gute, nette Idee. Falls es jemand nachkochen möchte, bitte bald melden. Wir bringen dann die 5 Kilo einjährige Ziege mit.
Als Nachspeise, Geschenk des Hauses gab's eine undefinierbare weiße Pampe auf einem Löffel, ur süß in einem Glas Wasser. Wir wissen nicht genau was das war. Es hat uns gar nicht geschmeckt, ich hab mich aber nicht getraut es nicht zu essen.


Am Heimweg haben wir dann noch mein Traumschiff entdeckt. Ich überlege noch den Kauf und verhandle mit dem Besitzer. Vielleicht wird es was. Ich hoffe es ist nicht zu eng für mich und mein Schatzi.
Und jetzt zu Matthias Anfrage.
Wir haben uns viel Zeit genommen. Berechnet und studiert. Theorien entwickelt und philosophiert. Alle Theorien wurden durch Berechnungen widerlegt. Es blieb nur eine Lösung. Du hast es schon vermutet, es ist das Gewicht. Lösung: stärkere Speichen, ca 2cm