Thursday 5 June 2014

Unentschlossen

Tagwache um 6 Uhr, wir haben viel vor. Kurz nach acht streckt Jürgen seinen Kopf aus der Koje. Was ist nun mit viel vor? Keine Lust? Macht nichts, wir haben ja Zeit.

Trotzdem wir wollen weiter. Der Wind verspricht nichts Gutes. Wenn wir hier bleiben haben wir eine Woche keinen Wind. Das wollen wir nicht.
Hier die Törnplanung: M: „Wohin foa ma?“ J: „I was ned, auf die Insel“ M: „Wöche?“ J: „Na die Erste in den Zirkaden – oder so“ M: „Ok“

Die Erste Stunde gibt es tollen Wind, wir segeln. Dann die Erste Flaute. Nach ein bisschen herumtümpeln geht es weiter. Die Ersten großen Schiffe zeigen sich. Wir kommen zu einer Enge zwischen dem Peloponnes und der Insel Kythera. Die gesamte Schifffahrt von Athen nach irgendwo muss hier durch. Und wir auch. In der Karte steht rechts halten. Das tun wir auch. Glücklicherweise sind wir hier nicht in der Nacht. Bis zu zehn Dampfer sehen wir zur selben Zeit. Einer hats auf uns abgesehen. Wir planen schon Plan B, wie nah können wir uns zur Insel verholen? Es geht sich dann doch aus. Die Ismail Sener zieht an uns vorbei. Eine Stunde später hören wir ihn nochmal am Funk. Er macht sich mit einem anderen Schiff aus, wie sie aneinander vorbei fahren. „I will pass you port to port, red to red“ für die Seemänner im Blog.
Noch später kommt eine PAN PAN Meldung über den Funk. Ein Notruf. Ein "Seeman over board" nördlich von Kreta. Kurz nach der Meldung kam das über Funk: "Greeek radio station, this is german war ship please repeat your PAN PAN". Aha, die deutschen patrolieren hier auch?
 
 
Und dann begann das große Zweifeln. Wir tümpeln mit 2 Knoten dahin. Bis zu unserem Ziel sind das immerhin 60 Stunden, das wollen wir nicht. 10 Stunden mit dem Motor fahren wollen wir auch nicht. Zur Insel zurück, die ein Plätzchen für uns hätte wollen wir auch nicht, da müssten wir nochmal durch die großen Schiffe. Um die Ecke am Peloponnes hat unser Imray Führer auch nichts für uns parat.

Was nun? Wir machen eine Premiere: Wir suchen uns selbst ein Platzerl das nirgends beschrieben ist. In unserer Navionics Karte finden wir eine Bucht mit 13 Meter Wassertiefe, die schauen wir uns an. Der Boden ist gut, Kies, der Anker hält, wir bleiben da. Eine sehr ruhige Bucht. Kein anderes Schiff, nur wir. Ein paar Häuser am Hang, eine Ziegenherde blökt. Ein alter Mann mit seinem Fischerboot holt seine Angel ein. Die Sonne geht rasch hinter dem steilen Berg unter. Ein Taucher plätschert am Rand der Klippen entlang. Wir nehmen an, dass er Tintenfische mit der Harpune jagt.
Das Essen: Zu Mittag gab es Hühnercurry mit Reis. Basil musste Haar lassen, aber der schaut momentan eh‘ nicht so gut aus. Ich hab ihm gut zugeredet, dass er wieder schöner wird. Jürgen hat ihn angepfaucht: „Wenn du ned schena wirst, dann fliagst über Board und wir kaufen uns an Basil zwa“

Am Abend gab es selbst gemachtes Tsatsiki. Griechisches 10% Joghurt, schön fest (gekauft beim Lidl in Kalamata. Als Jürgen heute das Etikett las traf uns der Umschlag: hergestellt im Schwarzwald, in Deutschland), Olivenöl, Oliven, Salz, Pfeffer, Gurke und viel Knoblauch. Dazu wurde Weissbrot gereicht. In der Früh hab‘ ich uns ein Omlett gemacht. Mit Eiern von Carefour. Als ich die Beschriftung las hat es mich auch umgehaut. 3er Eier, dass es sowas noch gibt. In Gloggnitz beim Hofer kauf ich immer die Bio 0er Eier, wenn’s schlimm kommt, beim Spar die 1er, Bodenhaltung. Aber 3er, Käfighaltung das geht gar nicht. Sie haben mir gleich gar nicht geschmeckt.
Noch ein Hinweis zu unserer Navigation: Wir haben zwei Tablets mit der Software Europe HD von Navionics. Da ist das ganze Mittelmeer in ausreichender Genauigkeit drauf. Für die Einfahrt in Häfen haben wir von Imray den „Greek Waters Pilot“ und für die Ionischen Inseln zusätzlich von meiner lieben Freundin Brigitte den „Revierführer Inonisches Meer“. Damit kommen wir gut aus. Auch für die Ionischen hatten wir noch eine Papierkarte von Imray. Wir wissen, dass es nicht gute Seemannschaft ist, dass wir nicht für alle Gewässer Papierkarten haben, aber da wir nicht wissen wo wir hinfahren hätten wir für zirka 2.000 Euro Karten auf Verdacht kaufen müssen. Elektronik kann ausfallen, dass wissen wir, drum gibt’s die Tablets zweimal und zusätzlich Jürgens Handy, das kann das auch. Das Bord GPS verwenden wir nur mehr zur Ankerwache, da ist seit Korfu keine Karte mehr drauf und zeigt nur blau.
Hier unser Ankerplatz am nächsten Morgen fotografiert.