Thursday 26 June 2014

Die Army ausgebremst

Und das war sie unsere nette Belohnungstaverne. Eine junge Griechin auf einem Rad ist durch die Marina gefahren und hat Zettel mit einer Speisekarte verteilt. Sehr geschäftstüchtig, das muss belohnt werden. Neben uns sitzen Steirer, wir geben uns nicht zu erkennen, erst am Schluss. Wir haben nämlich nur ein anderes Boot mit einer österreichischen Flagge gesehen und das war ein richtiges Messiboot. Aber vielleicht tun wir ihnen unrecht.
Die Insel ist recht klein. Beim Laufen kann man sie in 40 Minuten komplett umrunden. Umso mehr sind wir über die Größe der Marina erstaunt. Da liegen eine Menge Boote. Im Imray steht, dass hier viele überwintern. Kein Wunder, es kostet nichts. Es gibt aber auch keinen Strom und kein Wasser. Die Lage ist sehr geschützt. Die ganze Nacht pfeift der Wind, aber wir liegen ganz ruhig an der Aussenmole.
 Es sind viele Schiffe die hier vor sich hin rotten. Bei diesem Zweimaster dürfte der Rost dann wohl ein Loch gemacht haben und - Blubb - Blubb. Wäre interessant wie lange der jetzt da liegt und 5 Plätze versperrt.


Und das ist das allerschirchste Boot, das wir auf unserer ganzen Reise gesehen haben. Gleich daneben das zweitschirchste, da haben aber deutsche drauf gewohnt. Gefahren ist das Ding schon lange nicht mehr. So eine Art Wassercamping.

 Die Steirer haben dann die Katzen gefüttert. Das war ein Gejaule und Gemaunze.

Am nächsten Tag, kurz vor dem Frühsport will unser vis a vis Nachbar, ein deutsches Boot mit drei Männern an Bord ablegen. Sie liegen mit auflandigem Wind. Der blast jetzt schon mit 20 Knoten in die Bucht und drückt das Boot gegen den Kai. Wir müssen uns das Spektakel natürlich anschauen. Sie versuchen über die Heckleine das Boot in den Wind zu drehen. Keine Chance. Jürgen und ich schauen uns an und wissen natürlich sofort das Manöver der Wahl. Wir spielen Schnick Schnack Schnuck (Knobeln aber ohne Brunnen), Ich gewinne und darf es ihnen erklären. Ich überlege kurz ob ich die 400 Seiten Seemannschaft mitnehme um die Erklärung bildlich zu unterstützen. Das lasse ich sein. Komplett unauffällig schlendere ich die Mole entlang schaue hier ins Wasser bemerke dort einen Fisch und schleiche mich an das deutsche Boot heran. Ich grüße freundlich und der Mann der an der Mole steht flüstert mir zu: "Wir kommen nich wech" - Wie bitte, nich wech? "Darf ich was sagen?" frage ich. Er sagt, ja klar und schon geht's los mit der Einschulung: Ablegen bei stark auflandigem Wind durch eindampfen in die Vorspring. Wohin mit den Leinen, wohin mit den Fendern, wo muss man aufpassen, wie wird das Ruder gelegt. Jürgen hat mir nachher erzählt, dass ich die ganze Zeit herumgefuchtelt hab. Wie auch immer, kurz bevor ich laufen gehe legen sie in einem Schwung ohne Probleme ab!
Wenn das jetzt ein bisschen Arrogant klingt, dann kommt das falsch rüber. Wir machen uns nämlich ziemlich viele Gedanken, in welcher Situation wie an- und abgelegt wird. Das übern wir dann auch und haben einiges an Literatur dazu an Bord.
 
Weiter geht's, die Brücke wartet. Der Wind ist wieder recht stark, leider voll auf die Nase, dafür ist die Welle weg. Wir können uns das nicht erklären, sind aber sehr froh darüber. Wir fahren zwar wieder die doppelte Strecke aber diesmal sehr angenehm. Und dann taucht sie auf. Laut Wikipedia die längste Drahtseilbrücke der Welt. Wir glauben das nicht und sind uns einig, dass die Chinesen sicher schon was längeres haben.
Die Brücke hat vier Pfeiler und ist in der Mitte 50 Meter hoch. Unser Boot ist 18 Meter hoch. Kleine Schiffe wie wir werden durch die Süd- oder Nordpassage durchgelotst, also nicht durch die Mitte.
5 Meilen vor der Brücke muss man per Funk kontakt aufnehmen:
Wir: "Rion Traffic, Rion Traffic this is sailing boat Sueno"
Er: Sueno, Rion Traffic
Wir: We are 5 miles east of the brige, we are a sailing boat 18 meter high. Please advice
er: Sueno you are 5 miles east correct?
wir: yes, correct, 5 miles east
er: what boat type are you?
wir: we are a sailing boat (hab ich das nicht schon gesagt?)
er: sueno how heigh are you?
wir: 18 meters (dejavue?)
er: ok, you pass through south channel. one pilar to your port side and three pilar to your starboard side one mile before the brdige contact us again.
 
Aha, south channel also. Der Kanal ist hier nur 2 Meilen breit und der Wind kommt genau von der Brücke. Wenn wir nur vor dem Southchanel kreuzen kommen wir da nie durch. Also nutzen wir die ganze Breite und fahren hin und her. Das dauert. Eine Meile vor der Brücke, wir sind gerade mitten vor dem Northchanel melden wir uns wie befohlen wieder. Er fragt uns die ganze Sache noch einmal und schickt uns dann : durch den North Chanel. Ist uns eh' lieber, da sind wir grad. Wieder kreuzen wir hin und her. Als Draufgabe fahrt hier noch eine Fähre, oder eigentlich zwei, alle 10 Minuten hin und her. Da sind Lastautos drauf. Wir können uns das nur erklären, dass die Brücke teurer ist als die Fähre.
Und dann kommt ein Kriegsschiff hinter uns. Es muss durch die Mitte fahren. Wir kreuzen aber seinen Kurs. Wir wollen nicht schon wieder wenden. Das Kriegsschiff wird langsamer und dann hören wir am Funk aufgeregte griechische Diskussionen. Die sind anders als sonst, wo es darum geht wo wer durchfährt. Und dann werden wir auch schon gerufen am Funk. Er fragt uns nochmal ob wir ihn eh' verstanden haben, weil wir gerade in die Mitte fahren. Ich bestätige, dass wir nicht komplette Döllis sind und wir wenden. Jetzt kann das Kriegsschiff wieder Gas geben.
Und so hat die kleine Sueno das große Kriegsschiff ausgebremst. Cool nicht. (Heute morgen beim Laufen ist sie übrigens in Patras an der Mole gelegen, die P230. Ich hab' aber nix gesagt und bin einfach dran vorbeigelaufen.
 



Patras ist nur 4,5 Meilen von der Brücke entfernt und wir entscheiden uns für die drittgrößte Stadt Griechenlands. Strom, Wasser und Duschen können auch nicht schaden. Im Hafenbecken kann man nicht schwimmen, das sind wir schon gar nicht mehr gewohnt.
Wir bummeln am Abend durch die sehr belebte Stadt und Essen gut in einem kleinen Restaurant. Wir sind, um 21 Uhr die Ersten Kunden, eine halbe Stunde später ist die Bude wieder voll.
 
Neben uns an der Mole liegen Amerikaner. Sie kommen aus dem Pazifik. Man sieht es an ihrem Boot. Sehr toll ausgerüstet. Wir fragen, ob sie im Roten Meer Probleme mit den Piraten hatten. Sie erzählen uns, dass sie das Schiff von Singapur nach Marmaras Huckepack auf einem Frachter, mit 20 anderen Booten transportieren haben lassen. Der Preis interessiert uns sehr. 40 tausend USD!! In 28 Tagen war das Boot dort. Eine Menge Kies.
 
Auf der anderen Seite liegen Bayern, die ihr Stromkabel mit dem Verlängerungsstecker einem Salzwassertest unterzogen haben und über Strommangel klagen.

Wir fahren weiter. Ganz nett so eine große Stadt aber nach einem Tag reicht es dann.